Zeitungsartikel
im Gießener Anzeiger, Kultur Lokal vom 23.01.2007
Jokus
außer Rand und Band
Über 500 Jugendliche rocken mit sechs Bands beim zweiten Alternative-Newcomer-Festival
GIESSEN (lad). Da tobte die Masse: Beim zweiten Alternative-Newcomer-Festival
im Jugendzentrum Jokus haben sich über 500 Jugendliche von der
dargebotenen Rockmusik mitreißen lassen. Sechs Nachwuchsbands
aus Gießen und Umgebung nutzen die Chance, sich erstmalig oder
zuweilen wiederholt dem jungen Publikum vorzustellen. Die gastgebende
Gruppe "Scarlet Fire" hat auf musikalischer Seite längst
einen Quantensprung Richtung Professionalität vollzogen. Deren
energiegeladene, harten Rocksongs mit einer gewissen Note Crossover
brachte nach der Halbzeit des Festivals die Fans so richtig zum Kochen.
Ausgelassen wurde nicht nur getanzt und gesprungen. Viele Zuhörer
in vorderster Reihe headbangten wie wild, entblößten ihre
(männlichen) Oberkörper und crowdsurften über den Köpfen
der anderen Leute. Als aufmüpfige, selbstbewusste und vor allem
gesangtalentierte Rockröhre zog Sängerin Christina Römer
die Fans in ihren Bann. Wortgewandt reagierte sie auf Zurufe aus dem
Publikum. "Ausziehen"-Rufe erwiderte sie mit "alle geschwitzten
Männer-Shirts zu mir" - und schon flogen ihr ein Dutzend durchnässter
Hemden entgegen. Die Band präsentierte auch ihren neuen Gitarristen
Phillip Tesarek, der die Nachfolge von Christian Körner antrat.
Als hitverdächtig gestalteten sich die Songs "Wanted",
das neue Werk "You remind me" und die Coverversion von "I´m
so excited".
Einen weiteren Ohrenschmaus bereitete im Anschluss Sängerin Sarica
De Souza der Band "Mop". Soulig, feinfühlig und druckvoll
zugleich entpuppte sich ihre Stimme als wiedererkennenswert. Ihren Namen
sollte man sich merken. Auch beeindruckte das ausgefeilte Songwriting:
Rockige Fundamente mischen sich mit melancholischen Melodien und kleinen
effektvollen hintergründigen Instrumentalskizzen.
Den Abend begann die recht junge Band "20to8" aus Buseck mit
rockigen Coversongs. Bei "Call me when you´re sober"
von Evanescence, "Smells like teen spirit" (Nirvana) oder
dem Zugabesong "Highway to hell" bestach Sängerin Jessica
Hormann mit Stimmgewalt. Zusammen mit ihrer Band riss sie gleich von
den ersten Tönen an das Publikum mit.
Wie im vergangenen Jahr waren auch wieder "No Scrubs" aus
Biebertal und Wettenberg mit dabei. Mit ihrem spaßigen Fun-Punk
luden sie die Fans zum Toben ein. "Nonsense" aus Buseck hatten
sich poppigem Rock mit deutschen Texten verschrieben. Jessica Marnys
quirlige Stimme passte zu den Liedern wie "Ich will raus"
oder "Schäm dich" und sprach damit dem gleichaltrigen
Publikum aus der Seele. Den Abschluss bestritt das Quartett "Twilight"
und hatte damit einen schweren Stand. Einige der Besucher hatten die
Veranstaltung bereits verlassen, zumal viele nur zur Unterstützung
"ihrer" Band gekommen waren. Und für ihr auf 30 Minuten
angelegtes Programm war auch nicht mehr genug Zeit. Ihre melancholischen
Songs paarten sich mit zuweilen härteren Einlagen. Das instrumentale
Handwerk ließ jedoch manchmal zu wünschen übrig.
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